Ab auf die Insel
Eine lange Reise ist es, um von Reinach auf die Insel zu
gelangen. Und doch geht es erstaunlich schnell. 742 Kilometer zeigt der
Kilometerzähler des Autos nach 10 Stunden Fahrt an.
Zurück bleibt eine verregnete, kalte Schweiz und vor uns die Hoffnung auf
eine warme Sonne und das Meer. Nun das Meer fanden wir, aber der Regen
begleitete uns auch, aber nicht die Kälte. Zwischendurch drückt die Sonne
durch die Wolken-decke, als wir in Piombino auf die Fähre warten.
Später erfahren wir im Hotel, dass am Montag ein heftiger Sturm über die
Insel fegte. Viel Regen prasselte auf Elba, Laub und Äste wurden
herumgewirbelt. Die sonst meist trockenen Bäche schwollen an und spülten
Erde, Sand, Steine und auch Dinge, die der Mensch achtlos hinterlässt, ins
Meer. So verlor es für einen Tag sein klares Blau.
...da steht bei Pier 5 keine Fähre bereit. Rechts an der
Hafenmole steht ein Schiff von Moby Line und links, an Pier 6 steht
offensichtlich jene von Toremar bereit. Vor uns aber ausser einigen Autos
nichts. Na ja, noch bleibt eine knappe halbe Stunde Zeit bis zur
angekündeten Abfahrt von 18.15 Uhr. Zeit, die von den Reisenden genutzt wird
um Luft zu schnappen, von anderen aber auch um ihren "Geschäften"
nachzugehen.
Ein recht gut gekleideter Mann, kräftig gebaut, eine Sporttasche bei sich
und in eine "Nike-Jacke" gehüllt nähert sich: "Deutsch - Österreich - Sie?"
"Nein, nichts von dem." "Sprechen Deutsch, ich Pol, Arbeit verlor, non lavoro, schlaf Bahnhof. Euro per un café, mangiare!" Sein Blick ist
fordernd. Der Mann baut sich auf. "No!" Er scheint nicht verstanden zu
haben. "Mangiar, Café", wiederholt er mit stechendem Blick. Ein scharfes "no"
zu ihm. "Comprende, no!" Er gibt nicht auf und versucht mit seinem massigen
Körper und den stechenden Augen zusätzlich Druck zu machen, um den Gegenüber
einzuschüchtern.
Seine Pranken sind sauber und haben schon lange nicht mehr gearbeitet. Sie
schauen aus wie bei einem "Bürotäter", welcher er aber nicht ist. Er will
Geld, einfach Geld, um nicht arbeiten zu müssen. Ihn irritiert, dass sein
Gegenüber nicht nachgibt, ihn ebenso fixiert, direkt in die Pupille schaut.
Das erträgt er nicht, brummend und fluchend zieht er ab zum nächsten Auto.
Das gleiche Gestammel, hier nur mehr mit italienisch durchsetzt, da der
Angesprochene ein Italiener ist. Der drückt ihm schliesslich eine Note in
die Hand. Der Kerl blickt triumphierend und anklagend zugleich zurück. Später
versucht er es noch einmal, lässt aber rasch ab, wie er mit seinem
stechenden Blick abblitzt. Und weil er sich beobachtet
fühlt verschwindet er, überrennt dabei einen aussteigenden Passagier.
Da ist die nette ältere Frau, die Prospekte von Elba verteilt und freundlich lächelt
und die Farbigen, die Regenschirme anbieten, sind ganz anders. Sie lachen, auch wenn
man wieder "Nein" sagt. Grüssen freundlich und ziehen weiter und freuen sich, wenn
man zurück grüsst. La vità e così!